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SGLT2-HEMMER BEI ADTKD
Beobachtungsstudie: Nutzen zweifelhaft
13.10.2025 - In medizinischen Leitlinien sind SGLT2-Hemmer ein neuer Standard für PatientInnen mit einer chonischen Nierenerkrankung (CKD). In mehreren Studien zeigten sich Vorteile in Hinblick auf den Schutz vor kardiovaskulären Veränderungen. Zudem haben sie das Potenzial, die Progression der CKD zu verlangsamen und das Fortschreiten bis zum Nierenversagen zu verzögern. Besonders groß war der Nutzen bei Nierenerkrankungen, die mit einem hohen Einweißverlust im Urin einhergehen (Proteinurie). Dies ist bei ADTKD jedoch nicht der Fall. Die Ergebnisse einer aktuellen Beobachtungsstudie aus den USA verstärken Zweifel.
SGLT2-Hemmer (Sodium-Glucose-Cotransporter-2-Hemmer) sind Medikamente, die ursprünglich zur Behandlung von Diabetes entwickelt wurden. Sie
senken den Blutzucker, indem sie die Rückaufnahme von Zucker in der Niere hemmen, wodurch mehr Glukose über den Urin ausgeschieden wird. Inzwischen ist bekannt, dass sie auch die
Nieren- und Herzfunktion bei vielen Formen der CKD
schützen können.
Für PatientInnen mit der autosomal-dominanten tubulointerstitiellen Nierenerkrankung (ADTKD) gibt es bisher keine spezifische Therapie. Forscher aus den USA untersuchten, ob SGLT2-Hemmer bei dieser Erkrankung sicher sind und die Nierenfunktion günstig beeinflussen.
Die Beobachtungsstudie wurde bei 27 Personen mit genetisch gesicherter ADTKD (Unterformen UMOD oder MUC1) durchgeführt. Keiner der Teilnehmenden hatte Diabetes oder Eiweiß im Urin. Verglichen wurden die Veränderungen der Nierenfunktion (eGFR) vor und nach Beginn einer SGLT2-Hemmer-Therapie sowie mit einer passenden Kontrollgruppe (30 Personen ohne SGLT2-Hemmer).
Ergebnisse
- 12 der 27 Personen beendeten die Therapie innerhalb des ersten Jahres, meist wegen des erwarteten kurzfristigen Abfalls der eGFR.
- Es traten keine schwerwiegenden Nebenwirkungen auf.
- Die durchschnittliche Verschlechterung der Nierenfunktion war ähnlich wie vor Beginn der Therapie oder im Vergleich zur Kontrollgruppe.
- Weder der Hämoglobinwert noch die Biomarker für Nierenschädigung (KIM-1) verbesserten sich.
- Insgesamt zeigte sich kein klarer Nutzen, aber auch keine Sicherheitsbedenken.
Die Aussagekraft der Studie ist begrenzt. Sie war weder randomisiert noch placebokontrolliert, die Zahl der TeilnehmerInnen war gering und die Beobachtungsdauer von etwa einem Jahr relativ kurz. Zudem brach ein Teil der TelhnemerInnen die Studie vorzeitig ab.
Schlussfolgerung
SGLT2-Hemmer wurden bei ADTKD gut vertragen, zeigten jedoch
keine messbaren Verbesserungen der Nierenfunktion oder Laborwerte. Die Ergebnisse sprechen dafür, dass SGLT2-Hemmer bei ADTKD
wahrscheinlich keine
wesentliche
therapeutische Wirkung haben.
Quelle:
Kidd Ko et al. An Observational Study of SGLT2 Inhibitors and Their Use in Autosomal Dominant Tubulointerstitial Kidney Disease. Res Sq [Preprint]. 2025 Sep 25:rs.3.rs-7482366.
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/41041531